Beten und arbeiten, Spiel und Spaß in Walkenried
Immer weniger Kinder in den Gemeinden - gerade in strukturschwachen Regionen ist dies eine aktuelle Zeiterscheinung in der Gesellschaft. So trafen sich nun die Religions- und Konfirmandenschüler der Bezirke Göttingen und Wolfenbüttel zu einer gemeinsamen Freizeit mit einem interessanten Programm und einem abschließenden Gottesdienst am Sonntag in Bad Sachsa.
Auch im Bezirk Göttingen gibt es in vielen Gemeinden mittlerweile immer weniger Kindern. Damit die nachwachsende Generation in den Gemeinden nicht regelmäßig allein oder in Kleinstgruppen unterrichtet werden muss, wird im Bezirk Göttingen seit 2006 Konfirmandenunterricht auf Ebene des Kirchenbezirks oder in Regionen durchgeführt. Im neuen Unterrichtsjahr findet nun seit Ostern 2009 neben dem Konfirmandenunterricht auch der Religionsunterricht für alle Gemeinden des Bezirks gemeinsam statt. In wechselnden Gemeinden kommen die Kinder beider Unterrichte einmal im Monat an einem Samstag oder Sonntag in einer Gemeinde zum Unterricht zusammen.
Im Rahmen der Unterrichte besteht für die Kinder wenig Möglichkeit, sich näher kennen zu lernen - und außerhalb der Unterrichte sieht man sich auch kaum, denn die Entfernungen sind dafür einfach zu groß. So entstand bei den Lehrerinnen und Lehrern die Idee, den Kindern Zeit zum Kennenlernen zu geben und sie zu einer gemeinsamen Freizeit einzuladen. Bei der Suche nach einem geeigneten Ziel kamen Bad Sachsa (mit seiner neuapostolischen Gemeinde und einer netten Jugendherberge) und das benachbarte Walkenried mit Zisterziensermuseum und Kloster Walkenried in den Sinn: Ein schöner Ort am Harzrand und ein interessanter Blick auf gelebten Glauben in vergangenen Zeiten.
Die Konfirmanden der Bezirke Göttingen und Wolfenbüttel treffen sich schon seit einigen Jahren gegen Ende des Unterrichtsjahrs zu einem Konfirmandentag. Deshalb wurden auch die Kinder aus dem Nachbarbezirk eingeladen, ein Wochenende miteinander zu verbringen. So kamen am Ende 43 Kinder und acht Betreuer am 12. und 13. September 2009 zusammen, um zwei gemeinsame Tage mit Übernachtung zu erleben.
Um 10 Uhr trafen sich am Samstag Kinder und Betreuer bei herrlichem Sonnenschein in unserer Kirche in Bad Sachsa. Das Gepäck wurde ausgeladen, man "beschnupperte" sich gegenseitig und knüpfte erste Kontakte. Dann ging es weiter zum Kloster im Nachbarort, während Eltern und andere "Chauffeure" der Kinder die Heimreise antraten.
"Beten und arbeiten" war das Motto der Klosterführung. Die Kinder lernten schreiben wie die mittelalterlichen Mönche - mit Gänsefeder und Eisengallustinte auf Pergament - und hatten große Mühe, das Schweigen der Mönche nachzuahmen. Blicke in die Büßerzelle waren eher unangenehm, gegen die riesigen Schlafsäle der Mönche verheißen 6-Bett-Zimmer in Jugendherbergen schon fast eine Privatsphäre. Auch wenn von der Kirchenruine nur noch wenige Wände zu sehen sind, so ist die Größe dieser Anbetungsstätte immer noch beeindruckend.
Nach dem Klosterbesuch konnten Hunger und Durst in einer benachbarten Pizzeria gestillt werden. Zu Fuß ging es anschließend durch den Wald und an den Klosterteichen vorbei zurück zur kleinen Kirche in Bad Sachsa und von dort mit Gepäck die wenigen Meter den Berg hinauf zur Jugendherberge. Die Zimmer waren rasch verteilt - auf die Zuteilung hatte man sich schnell geeinigt.
Vor der eigentlichen Freizeit riefen die Religions- und Konfirmandenlehrer ihre Unterrichtsgruppen noch einmal zusammen, um über den Klosterbesuch, das "Beten und Arbeiten", die Eindrücke vom Klosterleben, irdische und geistliche Werte zu sprechen.
Dann endlich konnte man zum Freizeitprogramm übergehen. Fußballplatz, Tischtennisplatten und Kicker wurden gleich besetzt. Die Freunde (und noch mehr Freundinnen) des kühlen Nasses machten sich auf ins Erlebnisbad "Salztal-Paradies". Der Programmteil war viel zu schnell zu Ende, denn um 18.30 Uhr gab es Abendessen: Bratwürste und Putenfleischspieße vom Grill sowie Salate waren rasch vertilgt. Zur Einstimmung auf den Gottesdienst am Sonntag wurde im Anschluss noch aus dem Kinderliederbuch das Lied "Danke, Herr Jesus" einstudiert. Der Rest des Abends stand nochmals für Spiel und Spaß zur Verfügung, ehe um 21.45 Uhr die Nachtruhe eingeläutet wurde.
Der Sonntag begann unfreundlich - draußen war es nass und kalt. Alles kam nun anders als geplant: Eigentlich sollte für die Harzgemeinden des Bezirks Göttingen und die Freizeitteilnehmer ein Open-Air-Gottesdienst auf dem Schützenplatz in Bad Sachsa in einer offenen Halle stattfinden. Der Regen hätte ja nicht gestört, aber nun war es zu kalt. So fanden sich die Harzgemeinden zum Gottesdienst in Bad Lauterberg zusammen und für die Kinder und die Eltern, die auch zum Gottesdienst eingeladen waren, wurde die Kirche in Bad Sachsa hergerichtet. 118 Gottesdienstteilnehmer saßen dicht an dicht in den Bänken, im Gang und bis in die Garderobe. Das Musikprogramm musste improvisiert werden, der Gemeindechor und Instrumentalkreis waren ja zum Gottesdienst in Bad Lauterberg. Auch ein Gottesdienstleiter musste erst noch kurzfristig gefunden werden.
Bezirksevangelist Marco Scheuchzer (Göttingen) hielt den Gottesdienst mit dem Bibelwort
"So hatte nun die Gemeinde Frieden . . . und baute sich auf und lebte in der Furcht des Herrn und mehrte sich unter dem Beistand des Heiligen Geistes." (Apostelgeschichte 9, aus 31)
Im Anschluss kamen dann Gemeinden und Kinder doch noch auf dem Schützenplatz zum Gemeindefest zusammen. Kuchen und Salate waren ja im reichen Maß vorhanden und Steaks und Bratwürste mussten nicht nur gegrillt sondern auch verzehrt werden. Trotz gelegentlichen Regenschauern ließ sich niemand den Spaß verderben.
Für alle stand am Ende fest, dass dies nicht die letzte gemeinsame Freizeit beider Kirchenbezirke und Unterrichte sein soll. 2010 will man sich auf der anderen Seite des Harzes wiedersehen.
H.B. / akli.
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