Vorbereitung der Jugend auf den Gottesdienst für Entschlafene

Eine besondere Vorbereitung auf den Gottesdienst für Entschlafene erlebten die Jugendlichen der Bezirke Hannover-Mitte, -Nord und -West am Sonntag, dem 30. Oktober 2005. Nach dem aufschlussreichen Jugendgottesdienst am Vormittag besuchten sie am Nachmittag gemeinsam die nahe gelegene Mahn- und Gedenkstätte Ahlem.

"...nun wird er hier getröstet..."

Eine besondere Vorbereitung auf den Gottesdienst für Entschlafene erlebten die Jugendlichen der Bezirke Hannover-Mitte, -Nord und -West am Sonntag, dem 30. Oktober 2005. Am Vormittag hielt Bezirksältester Dirk Hiddessen in der Kirche Hannover-Herrenhausen einen Jugendgottesdienst, dem er den Satz aus Lukas 16, 25 zugrunde legte: "...nun wird er hier getröstet..."

Der Bezirksälteste führte aus, dass wir ein sehr eingeschränktes Wissen über die jenseitigen Bereiche haben. Einige Erkenntnisse ergeben sich jedoch aus dem Gleichnis Jesu vom reichen Mann und dem armen Lazarus, aus dem das vorgelesene Bibelwort stammt. Der reiche Mann hatte auf Erden "herrlich und in Freuden" gelebt. Nach seinem Tod jedoch "litt er Pein" - nicht aufgrund seines früheren Reichtums, sondern weil er nichts für seine Seele getan hatte. Lazarus hingegen kam in "Abrahams Schoß" - ein damals vertrautes Bild für einen Bereich der Geborgenheit und des Wohlbefindens im Jenseits.

Die Kluft zwischen dem Bereich, in dem sich der Reiche befand, und dem des armen Lazarus ist überbrückt durch das Opfer Jesu. Dieses Opfer des Herrn ist ein Liebesangebot Gottes für alle Menschen. Unsere Aufgabe ist es, für Lebende und für Verstorbene zu beten. Alle sind willkommen, das Heil im Evangelium in Anspruch zu nehmen, niemand wird ausgegrenzt. Wir wollen Barmherzigkeit leben und nicht nur davon reden!

Nach dem aufschlussreichen Gottesdienst waren alle Teilnehmer zu einem Brunch in den Nebenräumen der Kirche eingeladen. Dabei freuten sich die Jugendlichen nicht nur über das Wiedersehen, sondern nutzten auch die Gelegenheit, über das im Gottesdienst Erlebte zu sprechen.

Allzu viel Zeit für Gespräche blieb allerdings nicht, denn es stand noch ein weiterer Punkt auf dem Programm: ein Besuch der nahe gelegenen Mahn- und Gedenkstätte Ahlem. Durch Fotos, erklärende Texte, Dokumente und Ausstellungsgegenstände ist hier die Geschichte der ehemaligen "Israelitischen Gartenbauschule" während der Zeit des Nationalsozialismus dokumentiert worden.

Die Leiterin der Gedenkstätte, Frau Gabriele Lehmberg, zeigte sich sehr beeindruckt davon, dass fast 200 junge Menschen gekommen waren. Sie berichtete zunächst von Ereignissen während des Zweiten Weltkriegs, als das Gelände als zentrale Sammelstelle für Deportationen jüdischer Bürger aus Hannover in die Konzentrationslager diente.

Nach dem Vortrag wurde ein etwa halbstündiger Film gezeigt, der die Geschehnisse jener Zeit eindrucksvoll dokumentierte. Anschließend beantwortete Frau Lehmberg Fragen aus dem Kreis der Jugendlichen und deren Betreuer. Zu Wort kam dabei auch Frau Ruth Gröhne, die die schrecklichen Ereignisse damals als 12-jähriges Kind miterleben musste. Während ihrer Schilderungen war es im Vortragssaal ganz still geworden...

Ein Rundgang durch die Ausstellungsräume beendete die Veranstaltung.

Für die Jugendlichen und ihre Betreuer war es eine etwas andere Art der Vorbereitung auf den Gottesdienst für Entschlafene. Nachdenklich, mit vielen Eindrücken und neuen Erkenntnissen verließen sie die Gedenkstätte.

Sichtbarer Ausdruck der inneren Anteilnahme war die spontane Spendenbereitschaft der Teilnehmer zugunsten des Vereins "AMCHA", der sich die Linderung von psychischen Spätschäden bei den Überlebenden des Holocaust zur Aufgabe gemacht hat. Rund 500 Euro konnten der Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte übergeben werden.

P.H.

Fotoserie:
Bilder 01 - 06: Jugendgottesdienst
Bilder 07 - 10: Brunch
Bilder 11 - 18: Außengelände der Mahn- und Gedenkstätte Ahlem
Bilder 19 - 21: Dokumentarfilm
Bilder 22 - 28: Ausstellungsräume