Gottesdienst im Wohnzimmer mit Bezirksältesten Helge Mutschler

Die Wetterverhältnisse bewirkten, dass der für den 6. September 2015 zunächst als Open-Air geplante Gottesdienst zu unseren Glaubensgeschwistern Klaus und Urte Stuttkewitz ins Wohnzimmer verlegt wurde. Es war in mehrfacher Hinsicht ein beeindruckender Gottesdienst. Bezirksevangelist Andreas Filler und Priester Hans-Heinrich Lutz dienten in diesem Gottesdienst mit. Im Anschluss fand dann noch ein harmonisches Beisammensein mit Brunch statt.

Bezirksältester Helge Mutschler begann den außergewöhnlichen Gottesdienst sinngemäß mit den Worten: „Ein Foto hat mich in den letzten Tagen sehr bewegt. Ein kleiner Junge liegt am Strand, das Gesicht im Sand, die Arme sind nach hinten gestreckt, sein rotes T-Shirt ist durchnässt. Der Junge ist tot. Dies ist eines von mehreren schockierenden Fotos, die derzeit um die Welt gehen. Sie zeigen ein ertrunkenes Flüchtlingskind, das an einem Strand in der Türkei angespült wurde.“

Der gesamte Gottesdienst stand unter dem Gedanken der Nächstenliebe. Als Bibelwort diente 1. Johannes 3, 17.18:

„Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und schließt sein Herz vor ihm zu, wie bleibt dann die Liebe Gottes in ihm? Meine Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.“

Weltweit befinden sich derzeit rund 60 Millionen Menschen auf der Flucht, schätzt die Flüchtlingshilfe der Vereinten Nationen. Das ist die höchste Zahl, die jemals von UNHCR verzeichnet wurde. Jeden Tag machen sich demnach durchschnittlich 42.500 Menschen auf den Weg – auf der Suche nach Frieden, Sicherheit und einem neuen Leben. Es sind alte Menschen, Kinder, ganze Familien. Sie haben alles verloren, ihr Zuhause, ihr Hab und Gut und oft genug auch geliebte Menschen an ihrer Seite.

Der Bezirksälteste sagte uns, dass wir nicht mit hohlen Worten Hilfe schaffen, sondern nur mit aktiver Hilfe. Im Bibelwort heißt es: „Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat...“. Wenn wir einen „Groschen“ haben oder 5 Euro oder 20 Euro, besitzen wir Güter, mit denen wir viel bewirken können.

Im Verlauf der Predigt berichtete unser Bezirksältester von einer über 1.600 Jahre alten Begebenheit des Martin von Tours, geboren im Jahre 316 nach Christi. Ab dem Jahre 334 war Martin als Soldat der Reiterei der Kaiserlichen Garde in Amiens stationiert. Die Gardisten trugen über dem Panzer die Chlamys, einen weißen Überwurf aus zwei Teilen, der im oberen Bereich mit Schaffell gefüttert war. An einem Tag im Winter begegnete Martin am Stadttor von Amiens einem armen, unbekleideten Mann. Außer seinen Waffen und seinem Militärmantel trug Martin nichts bei sich. In einer barmherzigen Tat teilte er seinen Mantel mit dem Schwert und gab eine Hälfte dem Armen. In der folgenden Nacht sei ihm dann im Traum Christus erschienen, bekleidet mit dem halben Mantel, den Martin dem Bettler gegeben hatte. Im Sinne von Matthäus 25,35–40 „Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet… Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ erweist sich Martin hier als Jünger Jesu. Berühmte Künstler haben diese Begebenheit in ihren Gemälden dargestellt.

Einen wertvollen Hinweis gab uns der Bezirksälteste noch in der Vorbereitung zum Heiligen Abendmahl. Im Leib und Blut Jesu nehmen wir Kräfte auf, die uns befähigen, dem Nächsten Liebe zu schenken. Liebe fließt dann automatisch aus unseren Worten und Taten.

Autor und Fotos: IM