Stammapostel: Aufruf zur Freiheit

(13.08.2012) Lübeck. Stammapostel Wilhelm Leber besuchte am Sonntag, 12. August 2012, den Bezirk Lübeck. In der Musik- und Kongresshalle feierte er mit 1.400 neuapostolischen Christen einen Gottesdienst und verabschiedete Bezirksevangelist Norbert Klier in den Ruhestand.

Zu Beginn des Gottesdienstes erinnerte Stammapostel Leber an die Predigt von Stammapostel Fehr, der am 7. Mai 1989 die Gemeinde Lübeck-Mitte besucht und auf die Inschrift des Holstentors, dem Lübecker Wahrzeichen, hingewiesen hatte: „Eintracht innen, draußen Friede.“

Stammapostel Leber verband mit diesen Worten seinen Wunsch nach Frieden für jeden Gottesdienstteilnehmer und zitierte ergänzend Angelo Giuseppe Roncalli (Papst Johannes XXIII.), der formuliert hatte, was die beste Möglichkeit sei in Frieden zu leben: „Kein Aufhebens um kleine Dinge machen, denjenigen gut behandeln, der uns schlecht behandelt, und lieber unten als oben sein.“

Vermeintliche Freiheit

Grundlage für die weitere Predigt war das Bibelwort aus Johannes 8,36: „Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.“ „Sind wir denn wirklich frei?“, fragte Stammapostel Leber die neuapostolischen Christen. „Oder sind wir noch an manche Dinge des Lebens gebunden?“

In vermeintlicher Freiheit, so der Stammapostel, hätten einige Menschen gelebt, die aus der Bibel bekannt wären: Der reiche Jüngling sei nicht frei gewesen, sondern gebunden an seinen Reichtümern. Auch Kain hätte nicht in Freiheit gelebt, sondern wäre in seinem Zorn gebunden gewesen.

Wirkliche Freiheit

„Wer ein Lügner ist und seine Lügen vergeben bekommt, ist nicht plötzlich ein Freund der Wahrheit. Er ist noch nicht los von aller Sündhaftigkeit.“ Stammapostel Leber betonte, dass persönlicher Einsatz gefordert sei, um wirkliche Freiheit zu erlangen, und man sich „die göttlichen Mittel aneignen muss, die der Herr zur Verfügung stellt.“

Fünf Punkte sprach der Stammapostel an, mit denen wirkliche Freiheit erreicht werden könne: Die Sündenvergebung, der eigene Wille, das Wort Gottes, das Heilige Abendmahl und die Gaben des Heiligen Geistes. Dennoch sei es nicht leicht, in wirklicher Freiheit zu leben; das erfordere – wiederholte Stammapostel Leber bekräftigend – von jedem Menschen harte Arbeit an sich selbst.

Drei Apostel zu Gast

In Begleitung des Stammapostels befanden sich – neben den Aposteln und Bischöfen aus Norddeutschland – die Apostel Wolfgang Eckhardt (Süddeutschland), Manuel Luiz (Portugal) und Rainer Storck (Nordrhein-Westfalen). Alle Apostel und Bischöfe waren bereits am Vortag angereist und besuchten mit Stammapostel Leber die Jugend des Bezirks Lübeck in der Kirche Bad Schwartau.

Die Predigt am Sonntagmorgen ergänzte zunächst Apostel Storck: „Jesus Christus ist unser Fürsprecher. Das macht unglaublich frei. (…) Lasst uns auch in unseren Gemeinden – bei manchen Problemen, Sorgen und Entwicklungen, die es gibt – Fürsprecher füreinander sein.“ Apostel Luiz erinnerte in der Co-Predigt an Mose, der sich selbst und das Volk Israel befreite, Apostel Eckhardt setzte den Fokus auf Fragen der Menschen von heute: „Wie gestalte ich mein irdisches Leben? Was bringt wohl die Zukunft? Wie muss ich vorsorgen? Lasst uns den einfachen Rat annehmen: Diese Fragen an die richtige Stelle zu setzen, sie zu begrenzen und dann die Freiheit in Jesu Christo anzunehmen.“

Abschied nach 35 Jahren

Bewegt zeigte sich am Ende des Gottesdienstes Stammapostel Wilhelm Leber bei der Inruhesetzung von Bezirksevangelist Norbert Klier (65): „Ich denke zurück an viele schöne Begegnungen mit Ihnen.“ Vor acht Jahren hatte er als Bezirksapostel den damaligen Evangelisten Klier in Mölln zum Bezirksevangelisten ordiniert, der seit 1977 als Seelsorger für die Neuapostolische Kirche tätig war.

„Ich habe den Eindruck gewonnen“, begann Stammapostel Leber seine Ansprache, „dass Sie mit großer Klarheit, Gewissenhaftigkeit und Ernsthaftigkeit in Ihrem Glaubensleben vorangehen. In dieser Weise haben Sie viele Akzente gesetzt, in Liebe gedient und sind den Geschwistern nahe gewesen.“ Weiter richtete der Stammapostel Worte des Dankes an den Bezirksevangelisten und wünschte alles Gute für die Zukunft: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihre Zeit im Ruhestand genießen können und Freude haben in dem Bewusstsein, dass Ihre Arbeit nicht vergebens war.“

Seelsorge in drei Gemeinden

Die erste seelsorgerische Tätigkeit nahm Norbert Klier mit 29 Jahren als Diakon in Schwarzenbek auf. Nach sieben Jahren wechselte der gebürtige Lübecker in die Gemeinde Mölln, wo 1993 seine Ordination zum Priester erfolgte – durchgeführt von Wilhelm Leber, der zu diesem Zeitpunkt als Bezirksapostel die Neuapostolische Kirche Norddeutschland leitete. Ratzeburg war die dritte Gemeinde, in der Norbert Klier sein Ehrenamt ausführte: 1995 bis 2001 als Priester, anschließend bis 2004 als Evangelist.

Mehr als acht Jahre nach seiner Verabschiedung aus Mölln, kehrte Norbert Klier 2004 als Bezirksevangelist in die Gemeinde zurück und leitete sie seitdem als Gemeindevorsteher. Als Bezirksevangelist für den Raum Lübeck unterstütze er den Bezirksvorsteher Michael Zach (58). Dieser ist nun – neben seiner Tätigkeit im Bezirk – zusätzlich Gemeindevorsteher für die neuapostolischen Christen in Mölln.

Zweiter Besuch von Stammapostel Leber

Seinen ersten Gottesdienst in Lübeck als Stammapostel feierte Wilhelm Leber vor sechs Jahren. Zwei Besuche tätigte er auch als Bezirksapostel in Lübeck: Anlass waren die sogenannten Zentralgottesdienste in den Jahren 1996 und 2000, die via Satellit auf alle neuapostolischen Gemeinden in Norddeutschland übertragen wurden. 

Ebenfalls zweimal besuchten die damaligen Stammapostel Richard Fehr (1989 und 2004) und Johann Gottfried Bischoff (1925 und 1949) den Bezirk Lübeck. Zu jeweils einem Besuch kamen die Stammapostel Walter Schmidt (1963) und Hermann Niehaus (1922). Damit haben in Lübeck bisher acht Stammapostel-Gottesdienste stattgefunden.

Stammapostel auf Durch- und Weiterreise

Lübeck ist die erste Station von Stammapostel Leber nach seiner Südafrika-Reise, in deren Rahmen er am 5. August in Durban und am 7. August in Port Elizabeth jeweils einen Gottesdienst feierte. Sein nächstes Reiseziel ist Kanada: Die neuapostolischen Christen erwarten ihn am 19. August zu einem Gottesdienst in Waterloo, dem Verwaltungsort der Neuapostolischen Kirche Kanada.

Waterloo ist zentral in der Provinz von Ontario gelegen und 100 Kilometer von Toronto entfernt, der größten Stadt Kanadas. Für Kanada, der größten neuapostolischen Gebietskirche, ist Bezirksapostel Mark Woll verantwortlich, der im November 2010 die Nachfolge von Bezirksapostel Leslie Latorcai antrat. Unterstützt wird Bezirksapostel Woll von den Bezirksapostelhelfern Frank Dzur und John Sobottka sowie von Apostel Kenneth Andrew Kreutner. 

Text: Björn Renz

Fotos: Heino Sartor, Björn Renz

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