Ökumenischer Schöpfungstag 2015 in Hannover - Die Schöpfung bewahren

In diesem Jahr fand der „Ökumenische Gottesdienst zum Schöpfungstag“ in der neuapostolischen Gemeinde Hannover-List statt.

„Im Glauben an die Liebe Gottes, des Schöpfers, erkennen wir dankbar das Geschenk der Schöpfung, den Wert und die Schönheit der Natur. ... Wir wollen uns gemeinsam für nachhaltige Lebensbedingungen für die gesamte Schöpfung einsetzen. In Verantwortung vor Gott müssen wir gemeinsam Kriterien dafür geltend machen und weiter entwickeln, was die Menschen zwar wissenschaftlich und technologisch machen können, aber ethisch nicht machen dürfen. In jedem Fall muss die einmalige Würde jedes Menschen den Vorrang vor dem technisch Machbaren haben. …
Wir empfehlen, einen ökumenischen Tag des Gebetes für die Bewahrung der Schöpfung in den europäischen Kirchen einzuführen.“

Dieser Auszug aus der „Charta Oecumenica“, die von vielen europäischen Kirchen im Jahr 2001 verfasst und vereinbart wurde, beschreibt grob den Sinn des „Schöpfungstages“, der überall in Deutschland begangen wird und den auch die „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Hannover“ (ACK-H) jährlich ausruft und mit einem besonderen Gottesdienst begeht. Die vier neuapostolischen Gemeinden in der Stadt Hannover sind seit 2014 aktive Vollmitglieder der ACK-H; es war der Gemeinde Hannover-List eine Freude, diesem Gottesdienst einen Raum zu geben und ihn mit zu gestalten.
Begleitet durch Orgelmusik zogen die Mitwirkenden in den großen Saal ein, der mit über 200 Besuchern gut gefüllt war. Sie trugen die Symbole des Tages: Propst Martin Tenge (röm.-kath. Kirche) ein (Vortrage-) Kreuz, Erzpriester Milan Pejic (serb.-orthodoxe Kirche) eine Christusikone, Frau Cornelia Jung (EFG Hannover - Baptisten) eine Bibel (die im Rahmen der EXPO in Hannover als handschriftliche Abschrift der Lutherbibel entstand), Hirte Arno Bartneck (neuap. Gemeinde Hannover-List) einen Korb mit Brot, Wasserkrug und Trauben (Symbole für die Schöpfungsgaben).

Superintendent Thomas Höflich (ev.-luth. Kirche) als Vorsitzender der ACK-H eröffnete den Gottesdienst mit dem Segensgruß aus 2. Korinther 13, 13; er und Bezirksevangelist Thomas Sperling (Delegierter für die vier neuapostolischen Gemeinden in der ACK-H) begrüßten die Anwesenden. Nach gemeinsamem Gesang und Lesung eines Psalms (Frau Jung) sprach Bezirksevangelist Sperling das Eingangsgebet.

Eine Lesung aus der Schöpfungsgeschichte durch Propst Tenge, eine Ansprache von Dekan Oliver Kaiser (alt-katholische Kirche) und das von Erzpriester Pejic liturgisch geleitete gemeinsame Bekenntnis der Gemeinde zum dreieinigen Gott, seiner Schöpfung und die sich daraus ergebende Verpflichtung der Christen zur Bewahrung dieser Schöpfung (www.schoepfungstag2015.de) waren geistliche Höhepunkte des Gottesdienstes.

Die ökologische Ausrichtung des neuen Gemeindezentrums der neuapostolischen Gemeinde Hannover-Süd wurde von Hirte Dirk Müller (neuap. Gemeinde Hannover-Süd) erläutert. Die Chöre der neuapostolischen Gemeinden Hannover-List und Hannover-Süd und gemeinsame Lieder der Gemeinde gestalteten den Ablauf wechselhaft und eindrucksvoll.
Bekanntmachungen und der Aufruf zu einer Kollekte zur Unterstützung zweier Umweltprojekte in Afrika und Südamerika durch Pastor Thomas Bittmann (EFK Christliches Zentrum Hannover), Fürbittengebete, das gemeinsame Vaterunser, die Segnung eines Apfelbaumes

(Geschenk der ACK-H für die neuap. Gemeinde Hannover-Süd) und der Schlusssegen nach 4. Mose 6, 24-26 durch Superintendent Höflich setzten markante Schlusssteine. Der Gottesdienst endete mit einem von einer Sängerin, begleitet mit Keyboard, beeindruckend vorgetragenen Song („Testify to love“) und dem feierlichen Auszug der Mitwirkenden. Im Anschluss wurde noch ein Imbiss gereicht, bei dem viele gute Gespräche geführt, Kontakte geknüpft und vertieft und Gedanken und Ideen ausgetauscht wurden.

Zurück bleibt ein bewegender Eindruck: Christen unterschiedlicher Konfessionen vereint im Glauben an den einen Gott, dessen Kinder sie alle sind; vereint im Glauben an den Jesus, der ihr Heiland ist; vereint in der Ehrfurcht vor Gottes Schöpfung und seinen Geschöpfen; vereint im Willen, sich dieser Schöpfung anzunehmen, sie zu bewahren und damit sich ihrer würdig zu erweisen. Christen, die sich als Schwestern und Brüder nicht nur anreden, sondern auch verstehen. Christen, die sich unabhängig von Konfession und Aufgabe herzlich über die zentralen Gemeinsamkeiten im Evangelium freuen. Christen, die gemeinsam beten, singen und zutiefst christliche Aufgaben gemeinsam anpacken. Kirche Christi wurde gelebt und erlebt.

Immer noch denke ich über die Hinweise zur Eucharistie in der Predigt von Dekan Kaiser nach. So unterschiedlich, wie das Abendmahl in den verschiedenen Konfessionen verstanden und gefeiert wird: Immer ist der Christ/die Christin der/die Empfangende. Für uns wird Brot gebrochen, für uns wird Wein gereicht, damit unsere Seele lebt. Wir gedenken des Gebenden, unseres Heilands, der gleichzeitig die Gabe ist. Bezogen auf den Schöpfungstag und auf die aktuelle Flüchtlingssituation in unserem Lande und aus dem Erkennen der Liebe Gottes zu mir angeregt: Kann und sollte ich nicht auch hier einmal der Gebende sein, damit diese Menschen, Gottes Geschöpfe wie ich, in Würde leben können und – wie ich – für sich eine gute Zukunft sehen? In der katholischen Mahlfeier wird sorgfältig darauf geachtet, dass nichts von Brot und Wein übrig bleibt und nichts zu Boden fällt. Zugegeben: Das Abendmahl als Sakrament ist nicht wirklich vergleichbar mit natürlicher Speise. Dennoch: Wie sehr achte ich darauf, sorgfältig und achtungsvoll mit den natürlichen Gaben, meiner Nahrung, Produkt der Schöpfung Gottes, umzugehen?

Wenn ich den Wasserhahn aufdrehe und klares, gesundes Wasser kommt: kann ich, wie es in der Tradition unserer älteren Schwestern und Brüder jüdischen Glaubens geboten ist, meinem Gott noch dafür danken? Wenn ich das Brot breche, danke ich dem Geber aller guten Gaben wirklich von Herzen? Denke ich daran, dass diese Gabe vielen meiner Mitmenschen fehlt? Wird mir die Verpflichtung, die ich am 20. September natürlich mitgesprochen habe, mehr als ein Lippenbekenntnis? Die kleine grüne Karte mit diesem Bekenntnis soll mich begleiten und erinnern!

Dank denen, die diesen Gottesdienst geplant und gestaltet haben!
Dank Dir, lieber Gott, für das Geschenk erlebter Ökumene!

Autor: F.P. Fotos T.W.