„Nun haben wir einen 100-jährigen Kaiser...“

Am 27. Juli 2013 versammelten sich in Hannover etwa 70 Gäste zu einer außergewöhnlichen und seltenen Geburtstagsfeier. Hirte i.R. Walter Kaiser feierte seinen 100. Geburtstag. Seine Familie, viele Glaubensgeschwister aus Hannover und der früheren Heimat Halle (Saale), aus Fangschleuse, Hückeswagen, Extertal sowie Freunde, Bekannte und Mitbewohner des Hauses waren gekommen und erlebten an diesem Nachmittag einen rüstigen Jubilar, dem die lange und bewegte Lebenszeit nicht anzumerken war.

Große Freude löste der Besuch von Apostel Achim Burchard aus. Der Apostel ehrte den Jubilar in seiner Ansprache als einen treuen und eifrigen, gottesfürchtigen Gottesknecht, dem das Dienen im Hause Gottes nie zu viel wurde. Abschließend sagte der Apostel:

„Nun haben wir einen 100-jährigen Kaiser...“.

Sohn Horst verlas dann die von ihm verfasste und in Reimen niedergeschriebene Laudatio, eine interessante Lebensgeschichte. Sie begann wie folgt:

„Ein Bild möcht ich zeigen von ihm,
von seinem Leben, Schaffen und Müh'n.
Was ist nicht in 100 Jahren alles verborgen,
wie viel Glück und Freude, Kummer und Sorgen?
Es ist nicht leicht, zu fassen in Worten ein Leben.
Ein bescheidener Versuch ist's, ich hab's mit dem Herzen geschrieben.“

Nachfolgend einige markante Lebensstationen:

Walter Kaiser wurde am 27. Juli 1913 in Nietleben bei Halle (Saale) geboren.

Nach seiner Maurerlehre und anschließendem Ingenieurstudium arbeitete er bis zu seiner Invalidisierung 1975 als Invest-Bauleiter in den Chemischen Werken BUNA.

Im Jahre 1939 heiratete er Erna Barth aus Leipzig. Aus dieser Ehe gingen 2 Söhne, Gert und Horst hervor. Die junge Familie wohnte anfänglich in Merseburg, später in Halle (Saale).

Schon mit 21 Jahren übertrug ihm Bezirksapostel Landgraf das Priesteramt. Ab 1951 diente er als Evangelist und Vorsteher, ab 1953 als Hirte der Gemeinde Halle-Süd und der Gemeinde Röblingen, in den Jahren 1970 bis 1974 als Vorsteher der Gesamtgemeinde Halle (Saale) und der Gemeinde Braschwitz.

Infolge der schweren Erkrankung seiner Ehefrau Erna setzte ihn Apostel Löschner 1974 nach 42 Jahren Amtstätigkeit vorzeitig in den Ruhestand. Er pflegte seine kranke Ehefrau vorbildlich. Beide verzogen 1976 nach Sonthofen, wo sie bis zum Heimgang seiner Frau 1981 noch glückliche gemeinsame Jahre verlebten.

1981 verheiratete er sich mit Lieselotte Borsum. Beide wohnten zuerst noch in Sonthofen, ab 1990 in Hannover. In der Gemeinde Hannover-List fanden sie eine neue Heimat.

Weihnachten 2011 verstarb seine zweite Frau Lieselotte. Seitdem wohnt er allein und versorgt sich selbst.

Ein wichtiges Anliegen ist ihm das Pflegen der Verbindungen zu seiner Heimatgemeinde Halle und zu vielen bekannten Brüdern und Geschwistern in Sonthofen, im gesamten Bundesgebiet, Australien und Kanada.

Nachdem ergriff der Jubilar selber das Wort und brachte seine Dankbarkeit gegenüber dem himmlischen Vater, gegenüber seiner Familie, den Glaubensgeschwistern sowie allen, die ihm zu Ehren gekommen waren, zum Ausdruck.

Priester Hartmut Westphal, der Seelsorger des Jubilars, sagte in seiner Ansprache unter anderem:

„Sie haben 100 Jahre nun erlebt und wenn ich das meinen Kindern mit 10 und 14 Jahren versuche verständlich zu machen, dann ist das keine leichte Sache. Sie sind durch zwei Weltkriege gegangen. Krankheiten, Not und Schwierigkeiten haben Sie nicht aufhalten können, da der liebe Gott immer mit Ihnen war. Sie haben immer nach dem Motto ‚Mit Gott fang an und mit Gott hör auf, das ist der beste Lebenslauf!‘ gehandelt und gelebt. Hier im Hause und in der Gemeinde sind Sie bis heute immer ein Missionar geblieben. Bis heute sind Sie trotz Ruhestand immer noch aktiv und verrichten einige Dienste in der Nächstenliebe. In unserer Gemeinde Hannover-List, der Sie schon über 20 Jahre angehören, haben Sie einen festen Platz."

Als Überraschungsgast war Hirte Kühner, der Vorsteher der Gemeinde Halle, angereist.

Auszug aus seinem Grußwort :... „Du hast in deinem Leben gezeigt, dass du aus dem Jesaja-Wort täglich neue Kraft und Hoffnung geschöpft hast:

‚Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.‘ “

Anmerkung: Das ist die Aufschrift am Hauptportal der Franckeschen Stiftungen zu Halle (Saale), der Heimatstadt von Walter Kaiser.

Anschließend überreichte er mit den besten Grüßen ein liebevoll gestaltetes Fotobuch sowie eine Glückwunschkarte, worauf über 100 Geschwister der Gemeinde Halle unterschrieben haben.

Nun war es Zeit für Kaffee und Kuchen. Alles war liebevoll vorbereitet. Der Jubilar persönlich schnitt dann auch die große, mit einer „100“ dekorierte Geburtstagstorte an und alle stärkten sich.

Es folgte ein interessanter Bildervortrag mit vielen Lebensstationen von Walter Kaiser und seiner Familie.

Die Urenkel Luca und Luis spielten anschließend zwei Musikstücke (Flügel und Cello), die mit großem Applaus belohnt wurden.

Zum Abschluss der harmonischen und denkwürdigen Geburtstagsfeier erklang nochmals Musik. Die Senioren und weitere Sängerinnen und Sänger aus dem Kreis der Gäste sangen unter der Leitung des Bezirksältesten i.R. Heinz Korpiun „Harre meine Seele“. Das Lied spielte im Leben von Walter Kaiser immer wieder eine besondere Rolle.

An diesem heißen Sommertag, dem 27. Juli 2013, war es allen Gästen nicht nur äußerlich warm geworden. Große Dankbarkeit und Liebe gegenüber dem Vater, Groß- und Urgroßvater, dem geschätzten und hochverehrten Freund und Glaubensbruder Walter Kaiser, stand im Mittelpunkt der denkwürdigen Geburtstagsfeier.

Die zu Ehren des Jubilars verfasste Laudatio endet mit dem Satz:

„Es sind Erinnerungen, die wir mit uns tragen,
Träume die wir spinnen und Sehnsüchte, die uns treiben.
Damit wollen wir uns bescheiden.

Alles Gute zum 100. Geburtstag.
Danke für alles.“

Autoren: IM u. HK, Fotos IM